Deutsches Nationaltheater Weimar


Das erste feste Theaterhaus in Weimar, das »Komödienhaus«, wurde im Jahr 1779 auf Beschluss des Herzogs Carl August errichtet – damals bereits am Standort des jetzigen Theaters. Dieses Haus wurde in den nächsten Jahrzehnten während Goethes Intendanz von 1791 bis 1817 baulich einigen Veränderungen unterzogen. Äußerlich eher unscheinbar wurde der Innenraum des Komödienhauses auf Goethes Betreiben in ein »freundliches, glänzendes Feenschlösschen« (Karoline Schlegel) mit Säulen, Galerien, Balkonen umgewandelt, um dem Publikum ein rundum ästhetisches Theatererlebnis zu bieten. Im März 1825 brannte das Komödienhaus ab, aber bereits im selben Jahr noch öffneten sich die Pforten des neuen Hoftheaters an derselben Stelle.
Das Theaterhaus, so wie man es von Außen heute kennt, wurde von 1906 bis 1907 unter dem Architekten Professor Max Littmann erbaut – das alte Hoftheater genügte in Größe und Bausubstanz nicht mehr den Anforderungen. Der neu entworfene neoklassizistische Bau entsprach den damaligen Vorstellungen eines repräsentativen Theaterbaus. 1945 wurde das Gebäude bis auf die Fassade bei einem Luftangriff zerstört. Noch im selben Jahr begann der Wiederaufbau und 1948 wurde das Theater, bezeichnenderweise als erstes der im Krieg zerstörten deutschen Theater, mit Goethes Faust I wiedereröffnet. Zwischen 1973 und 1975 erfolgte dann die Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes, der sich von 1997 bis 1999 eine Renovierungsphase anschloss.
Das moderne Innenleben des neuklassizistischen Theaterbaus sowie dessen Zuschauerraum, in dem 1919 die Deutsche Nationalversammlung tagte und die Weimarer Verfassung verabschiedet wurde, erhielt sein heutiges Gesicht in den 1970er Jahren.
Die Staatskapelle Weimar ist einer der traditionsreichsten Klangkörper der Welt und eines der ältesten Orchester Deutschlands. Kurfürst Friedrich III. gründete 1491 eine Hofkapelle, deren Fortbestand im Verlauf der Jahrhunderte stets den Launen und Neigungen des jeweiligen Herrschers unterworfen war: Die Kapelle wurde mehrmals aufgelöst, aber auch immer wieder neu gegründet und über die Zeiten hinweg den Ansprüchen an Musik, Oper und Repräsentationswillen angepasst und stetig vergrößert. Erst 1602, als Herzog Johann III. seine damals 11 Musiker an die neue Hauptresidenz nach Weimar beorderte, fand das Orchester nach einem wechselhaften Wanderleben von Residenz zu Residenz endlich seinen festen Standort.
Unter der Erbgroßherzogin Maria Pawlowna wirkten ab dem 19. Jahrhundert bedeutende Persönlichkeiten, unter ihnen der Mozart-Schüler Johann Nepomuk Hummel, an der Spitze des Orchesters. Die große Rolle der Hofkapelle in und für Weimar belegt auch das Engagement von Franz Liszt als Hofkapellmeister (1848-1858), der in Weimar Uraufführungen zahlreicher zeitgenössischer Werke initiierte und 1849 Wagners Tannhäuser zur Aufführung brachte. Wagner betraute Liszt daraufhin mit der Uraufführung seines »Lohengrin«, der 1850 in Weimar erstmals über die Bühne ging. Mit Richard Strauss, 1889 bis 1894 als 2. Kapellmeister in Weimar, traf ein bald darauf führender Dirigent und Komponist mit der Kapelle zusammen und verhalf ihr zu beachtlichem qualitativem Aufschwung. Strauss leitete in Weimar die Uraufführung seines Opernerstlings Guntram (1894) sowie die Uraufführung von Humperdincks Hänsel und Gretel (1893). Darüber hinaus erblickten auch seine Orchesterwerke Don Juan, Macbeth und Tod und Verklärung durch die Weimarer Hofkapelle erstmals das Licht der Bühne. 1919 wurde das Orchester zur »Weimarischen Staatskapelle« ernannt.
In den Jahren des Nationalsozialismus wurde die personelle und damit auch die qualitative Entwicklung spürbar gebremst. Der Konzentration auf überwiegend traditionelles, »nationales« Repertoire fiel zudem auch das international wirksame Renommee des Orchesters als einer der innovativsten Klangkörper Deutschlands zum Opfer. Ernst Praetorius, der seit 1924 Generalmusikdirektor war, erfuhr für sein Engagement für neue Musik heftige Anfeindungen und wurde öffentlich aufgefordert, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen. 1933 löste die Theaterleitung schließlich seinen Vertrag in Weimar auf und er emigrierte nach Ankara, wo er die Leitung des dortigen Sinfonieorchesters übernahm. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche jüdischstämmige Musiker und Solisten entlassen, kamen in Konzentrationslagern um oder nahmen sich das Leben.
Unter dem Generalmusikdirektor und Chefdirigenten Hermann Abendroth entwickelte sich nach 1945 in kurzer Zeit eine neu formierte Staatskapelle, die schnell wieder beachtliche Größe und Qualität erlangte und zu einem der führenden deutschen Klangkörper heranwuchs. Ab den 1980er Jahren waren die Dirigenten Peter Gülke, Oleg Caetani und Hans-Peter Frank prägend für das Orchester, das seit 1988 den Namen »Staatskapelle Weimar« trägt und nach 1990 auf nahezu 100 Musiker verstärkt wurde. Von 1996 bis 2002 wirkte der heutige Ehrendirigent George Alexander Albrecht als Chefdirigent und Generalmusikdirektor in Weimar. In seiner Nachfolge übernahmen ab 2002 der Niederländer Jac van Steen, ab 2005 der Amerikaner Carl St. Clair und ab 2009 der Schwede Stefan Solyom die Leitung des Orchesters. Von 2016 bis 2019 stand der gebürtige Ukrainer Kirill Karabits an der Spitze des einzigen A-Orchesters des Freistaats Thüringen.
Die Staatskapelle Weimar setzt in der Programmgestaltung auf die Kombination der bewussten Pflege ihrer großen Traditionen mit innovativen Aspekten und garantiert auf höchstem Niveau zudem die Fortführung der großen spätromantischen Operntradition am DNT Weimar. Zahlreiche CD-Einspielungen spiegeln das vielfältige, sich ständig erweiternde Repertoire von Mozart über Liszt, Wagner, Strauss und Furtwängler bis in die Moderne. International renommierte Solisten und Dirigenten zählen zu den regelmäßigen Gästen des weit über die Klassikerstadt hinaus viel gefragten Orchesters. Tourneen und Gastkonzerte führten in den vergangenen Jahren unter anderem nach Japan, Israel, Spanien, Italien, Großbritannien, Österreich, in die Schweiz und im Frühjahr 2018 für vier Wochen in die USA sowie regelmäßig in die großen Konzertsäle Deutschlands und zu bedeutenden Festivals.